Das Bio-Paradoxon
Bio ist in. Immer mehr Bio-Produkte halten Einzug in deutsche Supermärkte. Der Lebensmitteleinzelhandel meldet stetig steigende Absatszahlen von Bio-Produkten. Das Bio-Siegel der Europäischen Union leistet seinen Beitrag und bietet dem Verbraucher nach Jahren der Unsicherheit heute eine Richtschnur. Jedoch lohnt ein genauer Blick auf die vermeintlichen Bio-Lebensmittel. Denn oft sind die Bio-Produkte schon um die halbe Welt gereist, bevor sie im heimischen Supermarkt auf Kunden warten. Zwar nach Bio-Standards angebaut oder hergestellt haben diese Produkte am Ende mit echtem Bio wenig zu tun.
So findet sich in den Regalen des Lebensmitteleinzelhändlers Aldi-Süd seit einiger Zeit verstärkt mit dem Bio-Siegel gekennzeichnetes Obst. Äpfel, Birnen und Bananen, ökologisch angebaut nach den Richtlinien wie sie das EU-Bio-Siegel vorschreiben. Schöne heile Bio-Welt. So weit so bio.
Erst ein genauer Blick auf das Produkt offenbart das Paradox: Tatsächlich kommen die Bio-Äpfel aus Neuseeland. Flugstrecke: knapp 19.000 Kilometer. Kerosinverbrauch von Wellington nach Frankfurt am Main pro Flug: mehr als 200 Tonnen. Da kommen pro geflogenem Apfel schon einige Liter Treibstoff zusammen. Dabei ist der Apfel das heimische Obst schlechthin.
So entpuppt sich der Bio-Apfel als wahrer Klima-Killer. Der Emissionsrechner der Website www.atmosfair.de liefert Emissionsdaten für einen Personenflug von Wellington nach Frankfurt: Pro Person, pro Flug blasen die Triebwerke durchschnittlich 6.800 Kilogramm CO2 in die Atmosphäre. Zum Vergleich liege der Jahresaustoß eines PKW (bei einer Fahrleistung von 12.000 Kilometern) bei 2.000 Kilogramm CO2. Ein durchschnittlicher Inder, so der Emissionsrechner, sei für einen Ausstoß von gerade einmal 900 Kilogramm pro Jahr verantwortlich. Was hat also ein neuseeländischer Apfel mit Bio zu tun? Polis sagt: Rein gar nichts.
Sebastian Beck
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